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Zur Spekulationskasse

At this point, however, let us turn back and consider why such a thing as liquidity-preference exists. In this connection we can usefully employ the ancient distinction between the use of money for the transaction of current business and its use as a store of wealth. As regards the first of these two uses, it is obvious that up to a point it is worth while to sacrifice a certain amount of interest for the convenience of liquidity. But, given that the rate of interest is never negative, why should anyone prefer to hold his wealth in a form which yields little or no interest to holding it in a form which yields interest (assuming, of course, at this stage, that the risk of default is the same in respect of a bank balance as of a bond)? ... so also expectations as to the future of the rate of interest as fixed by mass psychology have their reactions on liquidity-preference;—but with this addition that the individual, who believes that future rates of interest will be above the rates assumed by the market, has a reason for keeping actual liquid cash, whilst the individual who differs from the market in the other direction will have a motive for borrowing money for short periods in order to purchase debts of longer term. The market price will be fixed at the point at which the sales of the 'bears' and the purchases of the 'bulls' are balanced.

[The speculative-motive] needs a more detailed examination than the others, both because it is less well understood and because it is particularly important in transmitting the effects of a change in the quantity of money. [Hervorhebung im Original]

The rate of interest is not the 'price' which brings into equilibrium the demand for resources to invest with the readiness to abstain from present consumption. It is the 'price' which equilibrates the desire to hold wealth in the form of cash with the available quantity of cash;

Externer LinkKeynes, General Theory

Wir wenden uns nun einem Spezifikum der keynesianischen Theorie zu, wenn man so will, einem Identifikationsmerkmal des keynesianischen Modells. Wenn der Begriff Spekulationskasse auftaucht, kann man nämlich sicher sein, dass es um die keynesianische Theorie geht. Die klassische Theorie kennt keine Spekulationskasse.

Das Spekulationsmotiv ist einerseits ein wichtiger Baustein des keynesianischen Modells, da es die Verbindung zwischen dem monetären und realen Sektor herstellt (s. das nebenstehende Zitat). Andererseits zählt es zu den schwierigeren Aspekten der Theorie, denn es erfährt eine "etwas verwickelte Begründung" (Felderer/Homburg). Auch Keynes selbst betont, es benötige eine ausführlichere Darstellung. Zum Verständnis ist ein sorgfältiges Sortieren der Gedanken erforderlich und daher ist es - wie so oft - hilfreich, von recht restriktiven Annahmen auszugehen.

Keynes weist zunächst auf die Unterscheidung der Geldfunktionen hin. Zum einen dient Geld als Zahlungsmittel (Transaktionskasse), zum anderen besitzt es aber auch eine Wertaufbewahrungsfunktion. Aber warum sollte jemand sein Vermögen in Form von Geld horten, wenn ihm alternativ ertragbringende Anlagen zur Verfügung stehen? Keynes Antwort darauf ist die ungewisse Zukunft. Da niemand die Zukunft kennt, haben die Wirtschaftssubjekte unterschiedliche Vorstellungen über die Entwicklung der Zinsen. Während einige das gegenwärtige Zinsniveau für hoch halten, werden andere u.U. der gegenteiligen Meinung sein. Das Resultat ist, dass Letztere ein Motiv haben, Spekulationskasse zu halten. Diese Formulierung meint, dass sie sich bei der Wahl der Anlageform für eine zinslose Geldanlage entscheiden. Wir wollen nun ergründen, wie es zu diesem scheinbar unerklärlichen Verhalten kommen kann.

Zur Vereinfachung gehen wir davon aus, dass es einen Wertpapiermarkt gibt, auf dem ein Wertpapier gehandelt wird. Es ist festverzinslich, besitzt eine unendliche Laufzeit* und garantiert seinem Inhaber eine jährliche Zahlung in Höhe von 5 Geldeinheiten, da es einen Ausgabekurs von 100 und eine nominelle Verzinsung i0 von 5 Prozent hatte. Für die Wirtschaftssubjekte stellt sich nun die Frage, ob sie ihre Ersparnis in Geld horten (unverzinsliches Girokonto) oder ob sie das Wertpapier kaufen.

Felderer Homburg

Dass der Ausgabekurs des Wertpapiers K0 100 betrug, muss nicht heißen, dass es heute zu diesem Kurs gehandelt wird. Nehmen wir einmal an, der aktuelle Kurs Kakt betrage 125. Was bedeutet das für einen Anleger?

Wenn der aktuelle Kurs Kakt 100 betrüge und somit gleich dem Ausgabekurs K0 wäre, dann bräuchten wir erst gar nicht rechnen und wüssten sofort, dass unser Anleger eine effektive Verzinsung von 5 Prozent erreichen könnte. Er müsste 100 für den Kauf des Wertpapiers einsetzen und erhielte einen Betrag von 5 als Zinszahlung.

Wenn er aber aktuell 125 für das Wertpapier bezahlen muss, dann sinkt seine effektive Verzinsung ieff auf 4 Prozent:

[1]       [1]

Diese Gleichung können wir verwenden, um den aktuellen Kurs des Wertpapiers in Abhängigkeit der effektiven Verzinsung zu schreiben:

[2]       [2]

Gleichung [2] zeigt uns eine inverse Beziehung zwischen Kursen und Zinsniveau. Da K0 und i0 konstante Größen sind, muss der Kurs fallen, wenn der Zinssatz steigt.

Jetzt sei angenommen, unser Wirtschaftssubjekt gehe davon aus, dass die effektive Verzinsung auf 4,5 Prozent ansteigen werde. Dann versetzt es Gleichung [2] in die Lage, den erwarteten Kurs Kerw mit Hilfe seiner Zinserwartung ierw zu berechnen:

[3]       [3]

Da unser Wirtschaftssubjekt das Wertpapier zu 125 erwerben würde, hätte es bei seiner Zinserwartung mit einem Kursverlust in Höhe von ca. 14 (=125-111,11) zu rechnen. Dem stünden nur Zinseinnahmen in Höhe von 5 gegenüber. Es wird das Wertpapier also nicht kaufen, sondern die Geldanlage wählen - oder mit anderen Worten: Spekulationskasse halten.

Allgemein können wir die Überlegung wie folgt abbilden:

[4]       [4]

Die Entscheidung für eine Anlage in Wertpapieren wird fallen, wenn der Ertrag insgesamt positiv ausfällt, also gilt

[5]       [5]

[6]       [6]

[7]       [7]

Diese Bedingung ist immer erfüllt, wenn das Wirtschaftssubjekt keine Veränderung des Zinses erwartet (ieff = ierw), da es dann von konstanten Kursen ausgeht und die Zinszahlung für einen positiven Ertrag im Vergleich zur zinslosen Spekulationskasse sorgt. Erwartet das Wirtschaftssubjekt aber steigende Zinsen, dann rechnet es mit fallenden Kursen und Ungleichung [7] muss nicht mehr erfüllt sein.

Ungleichung [7] kann man sich nur schwer merken. Man macht aber keinen großen Fehler, wenn anstelle von [7] die Bedingung

[8]       [8]

für den Kauf des Wertpapiers unterstellt. [8] ist eine etwas strengere Bedingung als [7], da sich das Wirtschaftssubjekt nach [8] nur dann für eine Anlage in Wertpapieren entscheidet, wenn es mit steigenden Kursen rechnet. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass sich ein Wirtschaftssubjekt für Spekulationskasse entscheidet, wenn es mit sinkenden Kursen auf den Wertpapiermärkten rechnet.

Was bedeutet das, wenn wir für einen Moment unser Modell verlassen? Das herrschende Zinsniveau, die effektive Verzinsung, signalisiert die Ertragskraft der Unternehmen. Wenn das Zinsniveau hoch ist, sind die Wirtschaftssubjekte bereit, den Unternehmen Kapital zur Verfügung zu stellen. Bei niedrigen Zinssätzen hingegen halten die Wirtschaftssubjekte die Wertpapierkurse für zu hoch. Sie haben kein Vertrauen in die Ertragskraft der Unternehmen und sehen daher von Wertpapierkäufen ab.

Für das betrachtete Wirtschaftssubjekt haben wir eine 0-1-Entscheidung abgeleitet. Je nachdem, ob [7] erfüllt ist oder nicht, hält es entweder Spekulationskasse oder es ist vollständig in Wertpapieren. Da sich die Wirtschaftssubjekte aber in ihren Einstellungen unterscheiden, d.h. unterschiedliche Zinsen und damit unterschiedliche Kursentwicklungen an den Wertpapiermärkten erwarten, unterscheiden sie sich natürlich auch in ihren Anlageentscheidungen. Das bedeutet, dass es einen Bereich der Zinsen geben wird, in dem ein Teil der Wirtschaftssubjekte Spekulationskasse hält und ein anderer Teil nicht.

Wenn die Zinsen ein extrem niedriges Niveau haben, dann mag die Situation eintreten, dass die Wirtschaftssubjekte nahezu ausnahmslos davon ausgehen, dass weitere Zinssenkungen nicht mehr möglich sind. Wenn aber alle nur noch mit einem steigendem Zinsniveau rechnen, dann gehen Sie (s. Gleichung [2]) von sinkenden Kursen aus. In dieser Situation werden sie nicht bereit sein, ihr Geld in Wertpapieren anzulegen. Die Situation heißt Liquiditätsfalle.

Abbildung 1 fasst die Überlegungen zusammen. LS steht für die Spekulationskasse. Bei Zinssätzen oberhalb des gelben "Normalbereichs" sind nahezu alle Wirtschaftssubjekte von der Vorteilhaftigkeit der Anlage ihres Vermögens in Wertpapieren überzeugt. Bei einem Zinssatz in Höhe von imin finden wir im anderen Extrem die Liquiditätsfalle. Die Nachfrage nach Spekulationskasse wird unendlich elastisch.

Eine Spezifikation, die der Kurvendarstellung in Abbildung 1 gerecht wird, ist

[9]       [9]

Die beiden Parameter betaund gamma bestimmen die Lage der Funktion. Wenn gamma Null ist, nähert sich die Hyperbel asymptotisch der Ordinate an. Durch einen positiven Wert lässt sich erreichen, dass die Ordinate geschnitten wird. Die Zinshöhe beim Schnittpunkt würde man dann als jenen Zinssatz interpretieren, bei dem kein Wirtschaftssubjekt mehr Spekulationskasse halten möchte.

Der senkrechte Teil der Spekulationskassennachfrage wird auch als klassischer Bereich bezeichnet [maussensitives Diagramm]. Die klassische Theorie kennt keine Spekulationskasse, aber in diesem Bereich wird ja auch gerade keine Spekulationskasse gehalten, da alle Wirtschaftssubjekte die Wertpapieranlage vorziehen. Der eher waagerechte Teil der Kurve mit hoher Elastizität der Nachfrage nach Spekulationskasse heißt keynesianischer Bereich.

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