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Stellen Sie sich vor, Sie stünden vor der Aufgabe, ein Computerprogramm zur Simulation makroökonomischer Prozesse in einer Volkswirtschaft zu entwickeln. Das ist eine äußerst komplexe Aufgabe, die sich nur Schritt für Schritt angehen lässt. Man beginnt sinnvollerweise mit einem sehr einfachen Programm, das man dann sukzessive ausbaut. Und man beginnt nicht mit nebensächlichen, sondern mit zentralen Größen.

Da für Keynes die Nachfrage eine entscheidende Determinante der wirtschaftlichen Aktivität darstellt, sollte der erste Schritt sein, die bedeutendste Komponente der Nachfrage auszumachen und zu modellieren. Ein Blick in die Interner LinkVerwendungsrechnung des volkswirtschaftlichen Rechnungswesens verschafft schnell Klarheit. Über drei Viertel des BIP 2003 in Höhe von 2130 Mrd. EUR sind Konsumausgaben (s. Abb. 1).

Diese Größe ist zwar nicht deckungsgleich mit der bei inländischen Unternehmen wirksam werdenden Konsumnachfrage, da in den Konsumausgaben in Höhe von 1657 Mrd. EUR auch Importe von 634 Mrd. EUR enthalten sind. Allerdings stehen den Importen Exporte in ähnlicher Größenordnung, 764 Mrd. EUR, gegenüber.

Die Konsumausgaben stellen die quantitativ mit Abstand bedeutendste Nachfragekomponente dar. Das heißt jedoch nicht, dass der Konsum gleichzeitig auch die ökonomisch interessanteste Komponente des BIP ist. Wenn wir nämlich danach schauen, wie sich die Nachfragekomponenten im Zeitablauf entwickeln, können wir bei den Investitionen deutlich stärkere Veränderungen beobachten als beim staatlichen und privaten Konsum und beim BIP selbst. Wie Abbildung 2 erkennen lässt, liegen die letztgenannten Größen im Großen und Ganzen in einem Intervall der Wachstumsraten zwischen minus einem und plus fünf Prozent. Die Investitionen verändern sich deutlich stärker und vor allem auch sprunghafter. Das gilt übrigens auch für die Nachfragekomponente Export, die in Abbildung 2 allerdings nicht dargestellt ist.

Abbildung 2

Abb. 2, Amplituden der Wachstumsraten

Die Investitionen zeigen deutlich höhere Amplituden als das BIP und der private und staatliche Konsum, die ein Intervall der Wachstumsraten von minus einem bis plus fünf Prozent (gelb hinterlegt) in den letzten drei Dekaden kaum verlassen haben.

Auch wenn wir hinter den Investitionen vielleicht spannendere Prozesse vermuten können als hinter den Konsumausgaben, wenden wir uns ihrer quantitativen Bedeutung wegen zunächst der Konsumnachfrage zu. Zuvor betrachten wir mit dem Einkommen-Ausgaben-Diagramm ein wichtiges graphisches Hilfsmittel.

 

 

 

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