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Der Unterschied zwischen der durchschnittlichen und der marginalen Konsumquote wird in der Lehre oft überbewertet. Eine grundsätzliche Bedeutung kommt ihm eigentlich nicht zu. In fortgeschrittenen Modellen werden die beiden Quoten ohnehin gleichgesetzt. Der wahre Grund für die große Beachtung, die dem Unterschied geschenkt wird, dürfte eher in seiner hervorragenden Eignung für Klausuraufgaben liegen.

Im vorigen Abschnitt haben wir bereits die durchschnittliche Konsumquote kennen gelernt und notieren hier noch einmal, wie man sie aus der keynesianischen Konsumfunktion berechnet.

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Die durchschnittliche Konsumquote C/Y erfasst den Anteil der Konsumausgaben C am Einkommen Y.

Ganz ähnlich wie in der Mikroökonomie, wo Grenzkosten und Grenzsteuern für die Entscheidungen der Wirtschaftssubjekte eine größere Rolle spielen als Durchschnittskosten und Durchschnittssteuern, wird sich auch hier im weiteren Verlauf zeigen, dass die "Grenzneigung zum Konsum" verglichen mit der durchschnittlichen Konsumquote die weitaus interessantere Größe ist. Die Formulierung Grenzneigung zum Konsum ("(marginal) propensity to consume") ist eine etwas angestaubte, aber sehr zutreffende Umschreibung für die marginale Konsumquote, denn:

Die marginale Konsumquote erfasst das Verhältnis der Änderung der Konsumausgaben zur Änderung der Einkommen.

Für eine theoretisch sehr kleine (=marginale) Einkommensänderung kann man somit auch formulieren: Die marginale Konsumquote gibt an, um welchen Betrag die Konsumausgaben zunehmen, wenn das Einkommen um einen Euro steigt.

Genau dieses Verhältnis zweier Änderungen spricht Keynes in seinem fundamental psychologischen Gesetz an, wenn er formuliert, dass die Menschen bei einem Anstieg ihres Einkommens ihren Konsum zu erhöhen wünschen, der Anstieg ihrer Konsumausgaben aber geringer ausfällt als der Anstieg ihres Einkommens. Das bedeutet:

Die marginale Konsumquote ist positiv, aber kleiner als eins.

Formal lässt sich die marginale Konsumquote als erste Ableitung der Konsumfunktion berechnen. Für die keynesianische Konsumfunktion [-]berechnete man also die "(marginale) Neigung zum Konsum" zu

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Aber es sind auch Konsumfunktionen denkbar, bei denen die marginale Konsumquote nicht konstant ist, sondern von der Höhe des Einkommens abhängt. Ein Beispiel dafür liefert die Wurzelfunktion [-], die wir weiter oben betrachtet hatten. Für sie würden wir die marginale Konsumquote zu

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berechnen.

Wer nicht damit vertraut ist, wie man Durchschnittswerte und Steigungen aus Diagrammen ablesen kann, sollte das hier nachlesen. Wer es schon weiß, findet in Abbildung [1] die folgende Aussage verdeutlicht:

Die marginale Konsumquote entspricht dem Anstieg der Konsumfunktion.

Abbildung 1

Abb. 1, Ermittlung der marginalen Konsumquote

Die marginale Konsumquote entspricht dem Anstieg der Konsumfunktion. Sie ist kleiner als die durchschnittliche Konsumquote, wenn der autonome Konsum positiv ist. [Maussensitive Diagramm: s. Text]

Wenn Sie die Maus über Abbildung 1 stellen, können Sie erkennen, wie man die marginale Konsumquote aus dem Diagramm ablesen (oder berechnen) kann. Zudem können Sie in der Abbildung erkennen, dass die durchschnittliche Konsumquote bei einem Einkommen von 400 eins ist (der blaue Winkel hat 45° Grad; tan(45) = 1) und mit steigendem Einkommen sinkt. Bei einem Einkommen von 1200 entspricht der durchschnittliche auf einen Euro entfallende Konsum dem Tangens des Winkels, den Sie hier berechnen können. Sie müssen nur noch auf das Gleichheitszeichen klicken.

Die grafische Ermittlung der durchschnittlichen Konsumquote lässt erkennen, dass sie sich mit steigendem Einkommen mehr und mehr der marginalen Konsumquote annähert:

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Wenn der autonome Konsum Caut verschwindet, läuft die Konsumfunktion durch den Ursprung und die marginale und durchschnittliche Konsumquote stimmen überein.

 

 

 

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