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Eine Anmerkung zur Organisation des Textes:

Auf dieser Seite bewegen wir uns in der ex-ante-Welt, in der Pläne
und Entscheidungen der Wirtschaftssubjekte im Vordergrund stehen.
Es ist methodisch nicht ganz sauber, die hier vorgenommenen
Überlegungen in unmittelbarer Nähe zur VGR anzustellen, die sich
mit Interner Linkrealisierten Größen befasst. Als Rechtfertigung soll genügen,
dass die Erklärung des Gleichgewichtsbegriffs an dieser Stelle
"didaktisch effizient" erfolgen kann (auf deutsch: mit wenigen Worten
auskommt). Das war übrigens auch der Grund, dieses Interner LinkKapitel nicht
wie üblich mit Interner Link"Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung", sondern mit
Interner Link"Der Wirtschaftskreislauf" zu betiteln.

Wir wollen uns überlegen, was passiert, wenn die Plangrößen der Wirtschaftssubjekte nicht miteinander in Einklang stehen. Ein Zahlenbeispiel wird uns dabei helfen. Der Einfachheit halber sei unterstellt, dass es keinen Verschleiß gibt und daher keine Ersatzinvestitionen (D = 0) vorgenommen werden müssen, was uns die Unterscheidung zwischen Brutto- und Nettoinvestitionen erspart.

Wir nehmen an, alle Wirtschaftssubjekte rechnen in der kommenden Periode mit einem gesamtwirtschaftlichen Einkommen in Höhe von 1000. Die Unternehmen planen dementsprechend eine wertmäßige Produktion von 1000. Außerdem planen sie Investitionen in Höhe von In,gepl = 150. Die Haushalte planen ihren Konsum mit Cgepl = 800.

Die Unternehmen setzen ihre Produktionsplanung in die Tat um. Das gesamtwirtschaftliche Güterangebot AS beträgt also 1000. Das Symbol AS steht dabei für Aggregated Supply.

Zu Konsum- und Investitionszwecken werden jedoch nur Güter im Wert von

[1]      AD = Cgepl + In,gepl = 800 + 150 = 950

nachgefragt. AD steht dabei für die gesamtwirtschaftliche Nachfrage (Aggregated Demand).

Wenn wir der Anschaulichkeit halber wieder in Kartoffeln rechnen, bedeutet dies, dass 1000 Kartoffeln produziert worden sind, aber nur 950 Kartoffeln nachgefragt werden. Die Situation auf dem gesamtwirtschaftlichen Gütermarkt ist nicht im Gleichgewicht, da die Pläne der Wirtschaftssubjekte nicht aufgehen. Einige Unternehmen werden ihre Kartoffeln nicht los.

Natürlich wird das Anpassungsprozesse auslösen, aber momentan können wir allenfalls spekulieren, was passieren wird. Nehmen wir einmal an, dass sich die Preise kurzfristig nicht ändern. Dann bleiben die Unternehmen auf 50 Kartoffeln sitzen. Es bleibt ihnen keine andere Wahl, als die Kartoffeln einzulagern. Es kommt zu einer ungeplanten Lagerinvestition. Die tatsächlich realisierten Investitionen setzen sich also aus einer geplanten und einer ungeplanten Komponente zusammen:

[2]      I = Igepl + Iungepl = 150 + 50 = 200.

Damit entsprechen die Investitionen ex post aber der Ersparnis, denn

[3]      S = Y – C = 1000 – 800 = 200.

Natürlich können wir auch spekulieren, was passiert wäre, wenn die Preise kurzfristig nicht konstant wären. Bei dem Überschussangebot an Kartoffeln hätten einige Unternehmen ihre Produktion nicht ganz absetzen können. In der Hoffnung auf eine größere Nachfrage hätten sie dann u.U. ihre Kartoffelpreise gesenkt, wodurch sich die Nachfragelücke ganz oder teilweise hätte schließen können. Diese Situation wird wegen des vermuteten Drucks auf die Preise "Interner Linkdeflatorische Lücke" genannt und wird uns im Abschnitt "Interner LinkDas Einkommen-Ausgaben-Diagramm" wieder begegnen.

Können Sie sich denken, warum man die
Situation "AS < AD" eine inflatorische Lücke
nennt?

Nun hätte es natürlich auch anders herum sein können. Die Erwartungen der Wirtschaftssubjekte hinsichtlich des Einkommens hätten hinter der tatsächlichen Nachfrage zurückbleiben können. Angenommen die Wirtschaftssubjekte rechnen wieder mit einem Einkommen von 1000, die Unternehmen planen Investitionen in Höhe von 150 und die Haushalte einen Konsum in Höhe von 900. Das gesamtwirtschaftliche Angebot bliebe hinter der

[4]      1000 = AS < AD = 150 +900

gesamtwirtschaftlichen Nachfrage zurück. Wenn es kurzfristig nicht zu Preisanpassungen kommt, werden einige Nachfrager leer ausgehen. Entweder können die Unternehmen ihre Investitionsprojekte nicht vollständig durchführen oder die Haushalte können ihren geplanten Konsum nicht verwirklichen (oder beides). Nehmen wir an, die Unternehmen führen ihre Investitionsprojekte durch, dann stehen von 1000 produzierten Kartoffeln nur noch 850 für Konsumzwecke zur Verfügung. Den Haushalten, die ursprünglich 900 Kartoffeln nachfragen und 100 sparen wollten, bleibt nichts übrig als ein ungeplanter Konsumverzicht in Höhe von 50, d.h. es kommt zu ungeplantem Sparen:

[5]      S = Sgepl + Sungepl = 100 + 50 = 150.

Im Ergebnis gilt also wieder, dass die realisierte Investition gleich der realisierten Ersparnis ist.

Eben ist schon angeklungen, dass Ungleichgewichte auf dem Gütermarkt vermutlich Anpassungsprozesse auslösen werden. Da wir nun wissen, dass sich die Situation auf dem Gütermarkt am Kapitalmarkt spiegelt, liegt der Gedanke nahe, dass Ungleichgewichte auf dem Gütermarkt Anpassungsprozesse auf dem Kapitalmarkt auslösen können. Angenommen, es besteht eine Überschussnachfrage auf dem Gütermarkt, da die Unternehmen in Folge unerwartet guter Wirtschaftsprognosen ihre Investitionen erhöhen. Die Kapitalnachfrage zu Investitionszwecken übersteigt das geplante Sparen der Haushalte. Die Überschussnachfrage auf dem Kapitalmarkt wird zu einem steigenden Zinsniveau führen. Da steigende Zinsen Investitionsprojekte verteuern, werden sich einige Projekte nicht mehr rechnen und die Kapitalnachfrage wird sinken. Zugleich werden die Haushalte ihren Gegenwartskonsum zu Lasten des Zukunftskonsums einschränken, da Externer Linksteigende Zinsen den Gegenwartskonsum relativ zum Zukunftskonsum teurer machen. Das steigende Zinsniveau dämpft also sowohl die Konsum- als auch die Investitionsnachfrage, so dass eine Tendenz zum Abbau der Überschussnachfrage auf dem Gütermarkt besteht.

Schließlich ist auch – wie sollte es in den Wirtschaftswissenschaften anders sein? - eine harmonische Situation denkbar, in der alle Pläne miteinander aufgehen. Rechnen die Wirtschaftssubjekte mit einem Einkommen von 1000, planen die Unternehmen Investitionen von 200 und die Haushalte einen Konsum von 800, dann gilt

[6]       AS = AD        und         Sgepl = Igepl.

Wir können jetzt zwei wichtige Ergebnisse festhalten:

Wenn die geplante Ersparnis der geplanten Investition entspricht, dann ist das gesamtwirtschaftliche Angebot gleich der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage.

Die realisierten Größen von Ersparnis und Investition stimmen definitionsgemäß immer überein.

Abbildung 1

S = I, AS = AD

Zusammenhang zwischen Sparen, Investition und Gütermarktsituation.

Beachten Sie, dass wir das Gleichgewicht auf einer extremen Aggregationsstufe definiert haben. Wir tun so, als ob nur ein Gut existiert, nämlich Kartoffeln. Damit blenden wir von vornherein alle strukturellen Probleme aus. Stellen Sie sich vor, es gäbe zwei Güter: Früh- und Spätkartoffeln. In dieser 2-Sektoren-Wirtschaft wäre die Übereinstimmung der geplanten Ersparnis mit der geplanten Investition kein hinreichendes Kriterium für ein totales Gleichgewicht, da die Überschussnachfrage auf dem einen Markt wertmäßig dem Überschussangebot auf dem anderen Markt entsprechen könnte.

 

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