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In der Regel verausgaben die Haushalte nur einen Teil ihres Einkommens. Wenn auch einzelne Haushalte mehr als ihr aktuelles Einkommen ausgeben, d.h. Kredite aufnehmen oder "entsparen", ist die Sparquote (=Sparen/Einkommen) im gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt positiv.

Um zu sehen, wie sich das Sparen auswirkt, greifen wir auf das Kartoffelbeispiel zurück. Alle Kartoffeln, die Robinson nicht konsumiert, werden von ihm gespart. Er kann sie als Saatkartoffeln in der Produktion einsetzen. Wir nennen sie in der Folge Investition. Vollkommen analog stehen in der realen Welt produzierte Güter, die die Wirtschaftssubjekte nicht konsumieren, zu Investitionszwecken zur Verfügung. Anders ausgedrückt:

Abbildung 1

Abb. 1, Kreislauf, dynamische Wirtschaft

Der Wirtschaftskreislauf in einer dynamischen,
geschlossenen Wirtschaft ohne Staat.

Konsumverzicht ermöglicht Investitionen.

Um das Sparen und Investieren im Kreislauf erfassen zu können, wird mit der Vermögensänderung ein neuer Pol eingeführt. Abbildung 1 zeigt die Erweiterung.

Machen Sie sich noch einmal Folgendes klar: Das Einkommen entspricht dem Wert der produzierten Güter. Sparen bedeutet also, dass die Ausgaben für Konsum geringer sind als der Wert der produzierten Güter. Die verbleibende Gütermenge kann von den Unternehmen investiert werden.

In der dynamischen Wirtschaft wird es notwendig, zwischen Brutto- (Ib) und Nettoinvestitionen (In) zu unterscheiden. Die Differenz bildet die Abschreibung D:

[1]      Ib = In + D

Die Abschreibungen erfassen die notwendigen Ersatzinvestitionen, den Wert des Kapitalstocks, der im Produktionsprozess durch Abnutzung und Alterung an Wert verliert, konstant zu halten. Im Kreislaufbild in Abbildung 1 sind die Ersatzinvestitionen nicht zu erkennen, da sie innerhalb des Unternehmenspols zu Zahlungsströmen führen.

Ein kleiner Kunstgriff macht sie in Abbildung 2 aber sichtbar. Anstelle der Nettoinvestitionen fließen die Bruttoinvestitionen vom Vermögensänderungspol zum Unternehmenspol und in der Gegenrichtung fließt ein Strom in Höhe der Abschreibungen. Saldiert ergibt sich wieder die Nettoinvestition, so dass sich summa summarum nichts verändert hat, die Höhe der Abschreibungen aber ersichtlich ist.

Abbildung 2

Abb. 2, Kreislauf, Abschreibungen

Der Wirtschaftskreislauf in einer dynamischen,
geschlossenen Wirtschaft ohne Staat.
[Maussensitive Grafik: Sie können die
Bruttoinvestitionen mit den Ersatzinvestitionen
saldieren.]

Die Differenz zwischen Brutto- und Nettoinvestitionen findet sich in der Differenz zwischen dem Bruttonationaleinkommen (BNE) und dem Nettonationaleinkommen (NNE) wieder:

[2]      BNE = NNE + D = C + In +D

Wollte man aus Gleichung [2] jetzt ablesen, das Bruttonationaleinkommen sei der Wert der insgesamt produzierten Güter, wäre das streng genommen nicht ganz korrekt. Im Bruttonationaleinkommen werden nur Güter erfasst, die einer letztendlichen Verwendung zugeführt werden. Aber es werden natürlich auch Zwischenprodukte produziert, die innerhalb der betrachteten Periode wieder in anderen Gütern aufgehen. Würde man den Wert der Zwischenprodukte mit erfassen (also z.B. den Wert eines Prozessors, den ein Chiphersteller an einen PC-Hersteller liefert und der dann anschließend in einen PC eingebaut an einen Endkunden verkauft wird), käme man zum Produktionswert. Dessen Aussagekraft ist aber begrenzt, da er von der Zahl der Produktionsstufen abhängig ist (würde der Chip vom Hersteller nicht direkt, sondern über einen Zwischenhändler an den PC-Hersteller geliefert, würde der Wert des Prozessors ein weiteres Mal erfasst). Die einfachste Überlegung, warum es wenig Sinn macht, Zwischenprodukte im Maß für die Leistung einer Wirtschaft zu erfassen, ist folgende: Wenn der Bäckermeister die Müllerstochter heiratet und ihre Unternehmen fusionieren, aber produktionstechnisch alles bleibt, wie es war, dann sinkt trotz gleichbleibender Güterversorgung der Produktionswert, da die Müllerin ihr Mehl nicht mehr an den Bäcker verkauft. Das Bruttonationaleinkommen bleibt aber gleich. Wir können damit zunächst festhalten, dass das Bruttonationaleinkommen der Marktwert der in einer Periode produzierten Güter abzüglich des Wertes der Vorleistungen ist. Es ist der Marktwert, da die Waren und Dienstleistungen zu ihren Marktpreisen bewertet werden.

Mit Hilfe des Kreislaufaxioms lassen sich nun folgende Identitäten aus Abbildung 1 und Abbildung 2 ablesen:

[3]      Y = C + S

[4]      Y = C + Ib - D = C + In

[5]      S =  Ib - D = In

Die ex-post-Rechnung wird also konstruktionsbedingt immer zu dem Ergebnis kommen, dass die Ersparnis den Nettoinvestitionen entspricht.

Kann das überhaupt jemals so sein? Millionen von individuellen Spar- und Investitionsentscheidungen sollen zufällig zum Ausgleich kommen?

Wie wir gleich sehen werden, nein. Die Frage ist in dieser Form nämlich unfair, denn sie leitet bewusst in die Irre, indem sie die Pläne der Wirtschaftssubjekte ins Spiel bringt und damit die ex-post-Welt der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung aufgibt. In der VGR werden keine Plangrößen und Entscheidungen analysiert, sondern ausschließlich realisierte Größen betrachtet. Diese können aber ohne weiteres von den geplanten Größen der Wirtschaftssubjekte verschieden sein. Es ist doch keineswegs gesichert, dass ein Unternehmen, das für das kommende Jahr einen Absatz von hunderttausend Tiefkühlpizzen plant, auch tatsächlich hunderttausend Pizzen verkauft.

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